Pfarrkirche St. Mauritius Schemmerhofen

Zu Anfang des 13. Jahrhunderts hatte bereits eine Territorialbildung begonnen, die im Gebiet von Schemmerhofen wie im übrigen Oberschwaben eine bunte Vielfalt in den Herrschaftsverhältnissen bewirkte. Mit Inkorporation dieser Pfarrei in das Kloster Salem verpflichtete Papst Gregor XI. den jeweiligen Pfarrer  in der Kapelle von Langenschemmern, die ein Tochtergotteshaus von Schemmerberg war, jede Woche eine hl. Messe zu feiern, um Alten und Kranken den Besuch des Gottesdienstes zu ermöglichen. An Sonn- und Feiertagen mussten aber alle Einwohner den Gottesdienst in der Pfarrkirche Schemmerberg besuchen.

In einer Urkunde vom 14.2.1484, ausgestellt von Bischof Otto von Konstanz, wurde sodann bestätigt, dass zwei Kaplaneien mit einer Pfründe ausgestattet werden sollten, nämlich eine in Niederhofen im Ort Langenschemmern und eine in Aufhofen. Nunmehr fanden in den Kapellen regelmäßig Gottesdienste statt. Auch die Sakramente wurden dort gespendet. Der Kaplan besaß alle Pfarrrechte. Das Begräbnisrecht wie auch der Friedhof blieben aber bei bzw. in Schemmerberg. Der dort ansässige Pfarrer besaß die Aufsicht über den Kaplan, der ohne seine Zustimmung weder Rechtshandlungen ausüben noch gottesdienstliche Neuerungen einführen durfte. Die Gläubigen mussten jedoch nach wie vor an den so genannten »Vierfesten« (Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Maria Himmelfahrt) und an Allerseelen zum Gottesdienst nach Schemmerberg und dort das »Opfer darbringen«, der Kaplan dann jeweils dem Pfarrvikar »mit Singen, Beichthören und ähnlichem« helfen. 1667 gestattete der Generalvikar des Bischofs Franz Johann von Konstanz jedem Geistlichen das Lesen der hl. Messe an dem vom Bischof geweihten Altar in der Kapelle zu Langenschemmern.

Am 8.5.1827 ging ein lang gehegter Wunsch der Einwohner in Erfüllung: König Wilhelm von Württemberg genehmigte die Erhebung der Kaplanei zur eigenständigen Pfarrei.

Baugeschichte

Die Kirche St. Mauritius zu Schemmerhofen ist romanischen Ursprungs. Die Grundanlage ist ein schlichter Rechteckbau. Vom Dachstuhl aus gesehen zeichnet sich an der Ostwand ein romanisches Satteldach etwa des 12. Jahrhunderts ab, dessen Giebelschrägen annähernd rechtwinkelig zusammen liefen. Dieses Dach wurde, wohl bald nach der Mitte des 14. Jahrhunderts, unter Aufmauerung der Giebel steiler gemacht; aus dieser Zeit stammt der Dachstuhl mit seinen hochmittelalterlichen Holzverbindungen.  Die Fassade wurde mehrmals umgestaltet. Unter dem Putz sind heute noch  Fenster aus der Erbauungszeit  zu erkennen. Direkt neben den romanischen Fenstern wurden gotische Fenster eingebracht, welche auf der Südseite, beim Einbau der barocken Fenster, zur Hälfte ausgebrochen wurden, während sie auf der Nordseite unbeschädigt zwischen den Barockfenstern sitzen. 1773-78  könnte der 1862 und 1983 völlig erneuerte Dachreiter errichtet worden sein. Im 18. Jahrhundert war die Kirche zu klein geworden, so dass man sie um ca. 2,5 m nach Westen verlängerte. Eine Eingangstüre an der vorderen Südseite wurde 1958 geschlossen, dabei wurde auch die bis 2009 sichtbare Nische für den Hochaltar angelegt. 1972-73, bei der Sanierung des Mauerwerkes, wurden neben Resten alter Fenster auch farbliche Gestaltungen verschiedener Epochen festgestellt. Im gleichen Jahr bekam die 1904 neu gebaute Sakristei ein umgestaltetes Dach.

Fresken der Kirche

Ein verborgener Schatz: Niemand würde in der Kapelle mit dem unbeholfenen Dachreiter Wandmalereien aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert vermuten. Durch Zufall wurden sie bei der Renovation 1973 entdeckt. Es handelt sich um die frühesten gotischen Wandmalereien des Kreises Biberach. Es sind schlichte, eingängige Bilder vom Passionsgeschehen und dem Weltgericht, die nicht nur ihrer Seltenheit, sondern auch ihres überdurchschnittlichen künstlerischen Rangs wegen für den gesamten südwestdeutschen Raum ein kulturgeschichtliches Dokument von außerordentlicher Bedeutung sind. Folgende Fresken sind vorhanden:

Analphabeten: Es handelt sich um typisch mittelalterliche Streifenbilder, die in fortlaufenden Darstellungen die Heils- und Passionsgeschichte schildern. Wer nicht lesen konnte, bekam die biblische Verkündigung auf diese Weise mit. Vermutlich ließ das Kloster Salem bald nach 1361, als es Kirchherr geworden war, die Wandgemälde anbringen. Stilistisch stehen sie in Beziehung zur Wandmalerei des Bodenseegebietes jener Zeit aber auch der Einfluss Ulms ist denkbar. Auf jeden Fall sind die Wandmalereien von Schemmerhofen künstlerisch im Rang hoch stehend. In ihrer direkten, einprägsamen, schlichten Bildsprache wirken sie unmittelbar auf den Betrachter ein. Die Bilder müssen im Original äußerst leuchtkräftig gewesen sein. Sie wurden mit reinen Erdfarben in den nassen Putz gemalt, das verleiht ihnen die gute Haltbarkeit.

Passion: An der Nordwand erkennt man Teile eines Abendmahls und die Fußwaschung. Die untere Zone im Norden setzt die Passion fort. Teilweise nur an Resten sind zu bestimmen: Ölberg, es folgt ein undeutliches Bild, Christus vor Pilatus, Kreuztragung, Kreuzanheftung, wobei ein Mann das Kreuzholz mit einem Bohrer bearbeitet, Kreuzigung - kenntlich nur am guten Schächer - die drei Frauen am Grab mit dem Engel, der Auferstandene.

Schmerzensmann: Der Schmerzensmann, umgeben von den Leidenssymbolen: Kreuz, Ysopstab, Zange, Hammer, Nägeln, Kelch, Würfeln, Lanze, Schwert, Rock, Hahn, einer Leiter, einem speienden Kopf. Die beiden Fußabdrücke, die man unten sieht, sind »Abkürzungszeichen« für den gen Himmel Gefahrenen.

St. Georg und St. Martin: An der Südwand stehen übereinander ein hl. Martin zu Pferd bei der Mantelteilung und ein hl. Georg der ebenfalls vom Pferd aus den schon stark beschädigten Drachen bezwingt. Rechts daneben ist der Rest einer alten Fensternische aus romanischer Zeit, mit Sternen bemalt.

Jüngste Renovationen 2007 - 2011

Als im Frühjahr 2007 schwere Schäden am Dachgebälk und nasse Wände festgestellt wurden, war umgehendes Handeln angesagt. Zusammen mit dem Kreisbauamt, dem bischöflichen Bauamt und dem Denkmalamt wurden die Sanierungsmaßnahmen ab Sept. 2007 in Angriff genommen.

Glück gehabt: Für die Sanierung des Dachstuhls war es allerhöchste Zeit, denn Deckenbalken und -sparren waren verfault und nicht mehr tragfähig. „Ein Glücksfall, dass das Ding nicht eingebrochen ist“, sagte der Statiker E. Alscher. Die Sanierung hatte es in sich: Alle historischen Teile des Dachgestühls, die noch intakt waren, mussten erhalten werden. Das schreibt der Denkmalschutz vor. Die ältesten Balken hat man auf 1472 datiert. Um die alten Deckenbalken von dem Gewicht des aufgesetzten Glockenturmes zu entlasten, wurde ein Stahlträger eingezogen, der auf den Mauern des Kirchenschiffs aufliegt. Zusätzlich sichern Stahlaufhängungen den Dachboden. Die Balken wurden an ihrer Verankerung in der Mauer belüftet, damit sie nicht mehr faulen.

Sicherung des Dachstuhles: In enger Zusammenarbeit mit dem Statiker musste darauf geachtet werden, dass die Schubkräfte aus den Sparren und den Bundstreben kraftschlüssig auf die Deckenbalken übertragen wurden. Jeweils zwei Sparren konnten durch die Absicherung des Dachstuhls gleichzeitig bearbeitet werden.

Zimmermannsarbeiten: Im Bereich der Dachfüße waren Auswechslungen erforderlich, weil die Deckenbalkenköpfe infolge Feuchtigkeit zerstört waren. Die morschen Stücke mussten herausgesägt und durch neue ersetzt werden.  Bei der Instandsetzung der historischen Dachkonstruktion wurde das vorhandene Holz weitgehend erhalten. Ergänzungen wurden nur dort vorgenommen, wo es aus statisch-konstruktiver Sicht erforderlich war. Historische Zimmermanns-Verbindungen wurden soweit möglich wieder hergestellt.

Leuchtende Farben: Die Wandmalereien wirken wieder farbintensiver und heller: Die Diplom-Restauratorin Sabine Haarseim hat sie von Staub- und Rußablagerungen, die sich im Laufe der Jahre gebildet haben, sowie von einem grauen Lasuranstrich befreit.

Chorraum: Einiges hat sich verändert. Der Altarraum ist größer geworden:  Die Brüstungen und die erste Bankreihe wurde ausgebaut. Das steinerne Taufbecken aus dem 18. Jahrhundert, das lange Jahre in Einzelteile zerlegt unter der Treppe stand, wurde im Chorraum aufgebaut.  Zum Hochaltar sind noch ein farblich an den Taufstein angepasster zierlicher Volksaltar und ein Ambo hinzugekommen.

Der Hochaltar: Der hölzerne Umbau des mit Wackensteinen gemauerten Altares sowie die hölzernen Stufen wurden entfernt. Die 1958 errichtete Altarnische wurde wieder verschlossen.

Die Arbeiter(innen) des Herrn: Bei den vielen Arbeiten waren nicht immer nur Fachleute am Werk. Wo möglich, übernahmen auch ehrenamtliche Helfer viele Aufgaben.

Bildergalerie

Lageplan Pfarrkirche

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